"Evolutionäres Streben
hin zum perfekten wein"
- Andreas Meier
"Evolutionäres Streben
hin zum perfekten wein"
Bernsteinfarbig glitzert er im Glas, der vieux marc, das Juwel unter den Branntweinen. Wie der Bernstein so trägt auch der Sternen Marc ein Stück Vergangenheit in die Gegenwart.
Mein Vater sitzt mir gegenüber an diesem Freitag, dem 13., kurz vor Feierabend. Draussen ist es bereits dunkel, ein Sturm wurde für heute angesagt. Zwischen Papa und mir steht ein Glas Sternen Marc. Das Aroma von Vanille, Bourbon und Toast steigt in die Luft und mit ihm die Erinnerungen…
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„Gebrannt wurde der Sternen Marc, den wir heute trinken, zwischen 1984 und 1989. Ich war damals gerade von meiner Ausbildung in den Familienbetrieb zurückgekehrt, den ich 1995 von meinem Vater übernehmen sollte. Ich erinnere mich, wie stark wir den Traubentrester aus Pinot Noir Trauben, die Schalen, Kerne, Stiele und der Traubenmost, der nach dem Pressen für Wein zurück bleibt, in die Tresterfässer stampfen mussten.
Nach dem Brennen lagerte er für ca. zehn Jahre in Brandstärke in 25L-Glasflaschen auf dem Dachboden des Restaurants Sternen. Mitte der 90er Jahre füllten wir ihn in Barriquefässer um. Dort erhielt er seine honig- oder bernsteinartige Farbe und die feine Bourbon-Note.“
Das Bild, wie mein Vater und mein Grossvater zusammen den quellenden Trester stossen, steigt in mir auf und eine eigenartige Nostalgie überfällt mich: Wird der Marc überhaupt noch hergestellt? Oder ist er bald schon für immer ausgetrunken?
„Der Marc ist ein Branntwein, der lange reifen muss. Ein solch lange gereiften Marc stellt man pro Generation nur einmal her. Die Früchte seiner Arbeit erntet in der Regel die nächste Generation. Es ist also ein symbolische Übergabe, ein Geschenk an die nächstfolgende Generation.
Wir trinken jetzt den Marc, den mein Vater und ich hergestellt haben. Der Schnaps, den ihr dereinst trinken werdet, lagert jetzt seit rund 10 Jahren. Noch 10, 20 Jahre, dann ist auch er soweit.“
Er nimmt einen kleinen Schluck, stellt das Glas wieder ab. Im Gegensatz zum Weinglas ist das Schnapsglas in den Händen meines Vaters ein eher seltener Anblick. Es sind wenige, spezielle Anlässe, an denen er sich dieses Vergnügen gönnt. Vielleicht einmal an den Festtagen im Winter, nach einem üppigen Essen, im Kreis der Familie oder an Neujahr mit Freunden.
„Das letzte Mal hatte ich ein Glas mit Antonio, meinem Schwager, an einem Sonntag im Garten. Es muss ein Spätsommerabend gewesen sein und wir rauchten dazu eine gute Zigarre. Einen Marc trinkt man eben am besten in guter Gesellschaft.“
von Salomé Meier